Ok, ich bin schon seit dem letzten Besuch ein Fan von Kanada. Insofern lag die Toronto-Latte, mit der dieses Mal Ottawa und Montreal gemessen werden sollten relativ hoch. Dass es aber immer noch besser werden kann als man sich wünscht, haben vor allem die Tage in der kanadischen Hauptstadt bewiesen. Ottawa kann sich sehen lassen.
Nach der zweitätigen Fahrt durch die Pampa, war es wieder Zeit für ein wenig Großstadtfeeling. Ottawa stand eigentlich “nur” als Zwischenstopp auf der To-Do-Liste. Eben eine Hauptstadt, die man kurz mal sehen und abhaken könne. Bereits beim Reinfahren hat sich gezeigt, dass es viel mehr als das ist. Die malerische Altstadt, der gemütliche Charakter und die doch überschaubare Größe lassen sich nur allzu leicht ins Herz schließen. Wie es der Zufall will, haben es uns genau am Wochenende des Ottawa-Marathons in die Stadt verschlagen. Also war die erste Anlaufstelle das Convention-Center im Stadtinneren, wo es für den sportlichen Part der Reisegruppe zur Anmeldung für den Halbmarathon ging.
Gatineau – Bonjour Kanada!
Die Bezeichnung “5 Minuten nach Downtown” ist zum einen schon mal Auslegungssache, wird bei kanadischen Dimensionen aber gleich mal zu einem anständigen Spaziergang von etwa einer Stunde. So lange dauerte es bis wir uns von unserer Unterkunft in Gatineau durch die sumpfigsten Stellen des Parks zur Innenstadt am nächsten Tag durchgeschlagen haben. Die fünf Minuten galten wohl eher für Autofahrten, dennoch wurde der beschwerliche Weg durch den Anblick der schönen Anlage und seiner Bewohner (Murmeltiere, Wildgänse, Streifenhörnchen und was sonst noch rumschwirrte) entschädigt. Ottawa ist die einzige, offiziell zweisprachige Stadt in Kanada. So gab es bis auf ein paar Startschwierigkeiten mit doppelt vergebenen Straßenbezeichnungen auf Französisch (Rue la Hä?), die nicht mit dem Wissenstand unseres Navis übereinstimmten, kein Verständigungsprobleme.
Not American: Walkingtour durch Ottawa
Auch für diesen Aufenthalt stand eine Free Walkingtour auf dem Programm und auch dieses Mal wurden wir nicht enttäuscht. Im Zuge dessen hat uns André in drei Stunden zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt geführt. Dabei galt die wichtigste Info, die der kanadischen Selbstbeschreibung “not American”, als immer wiederkehrendes Element für unterhaltsame Running Gags. Daneben gab es aber immer wieder auch Wissenswertes, einen Blick auf den Wechsel der Mahnwache am “National War Memorial”, einen Streifzug am Bymarket und Tipps für ein paar nette Restaurants und Cafès. In Summer wurde dann ziemlich schnell klar, dass Ottawa definitiv mehr Zeit als die eines 48-Stunden-Zwischenstopps in Anspruch nehmen könnte.
Sonntagswetter, Panoramalauf und Trennungschmerz
Leider wollte uns bei diesem Besuch kein Justin Trudeau über den Weg laufen. Ein Laufevent mit tausenden Sportler*innen und motivierten Leuten, die mit rot-weißen Flaggen, Kuhglocken und Motivationssprüchen anfeuern, erzeugen aber auch Schmetterlinge im Bauch – beim Mitmachen und beim Zusehen. Die freundliche Gelassenheit, mit der uns die Kanadier schon in Toronto begegnet sind, ist auch bei größeren Menschenansammlungen spürbar. Insofern war es ein besonderes Erlebnis, wenn das Weiterreichen der Maple-Leaf-Flagge zu den Klängen von “O Canada” ein wirklich tolles Sportevent eröffnet und man als Läufer*in den schönsten Blick auf die Stadt bekommt. Aber auch beim gemütlicheren Rasten auf der Wiese des “Major Hill” denkt man daran, dass es hoffentlich nicht beim letzten Blick auf diese schöne Stadt bleibt. Auf ein baldiges Wiedersehen!
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