Es gibt Dinge im Leben, die lernt man prinzipiell erst, wenn man sie braucht. Nehmen wir das internationale Buchstabieralphabet. Wäre Washington D.C. nicht eine besonders ordnungliebende und reinlich Stadt, hätten wir nie gewusst, dass die Buchstaben unserer Autokennzeichens für H wie Hotel, J wie Juliette und D wie Delta stehen. Das heißt aber noch lange nicht, dass man sein abgeschlepptes Auto automatisch zurückbekommt. Aber lassen wir zwei Tage D.C.  Revue passieren, bevor wir diese Geschichte zu Ende erzählen.

 

Rogue Two on the Road to Washington

Da es an der Zeit war, NYC hinter uns zu lassen, tauschten wir die U-Bahn-Tickets gegen einen pumucklroten Nissan Rogue. Relativ schnell wird man mit den Fahrbedingungen in den USA vertraut. Langsam verflüchtigt sich auch bei mir der Albtraum von einem bösen Highway-Polizisten aufgehalten zu werden, um anschließend mit Handschellen auf dem Boden liegend ein reuiges Stoßgebet gen Himmel zu richten. Hast du den Dreh erst raus, ist der Tempomat dein bester Freund. Mit der richtigen Playlist tuckert es sich dann mit maximal 65 Meilen pro Stunde (ca. 105 km/h) auf den extrabreiten Straßen dahin.

 

Nach einem Zwischenstopp in der Christiana Mall und der ersten Cheesecake Factory auf dieser Reise, hatten wir Washington schnell erreicht und somit war das entspannte Autofahren zu Ende. Im Idealfall erreicht man D.C. ohne Auto, denn dort gibt es zu viele davon. Nach New York City herrscht hier wohl der größte Mangel an Parkplätzen, den man sich vorstellen kann. Dennoch hatten wir das Glück, zum Teil in einem AirBnB mit Parkplatz untergebracht zu sein und mit offizieller Erlaubnis an der Windschutzscheibe war ein Platz zu finden.

 

Keep on Running… and Flying!

Zumindest in Downtown Washington D.C. scheint der Bewegungsdrang vor niemandem Halt zu machen. So haben wir uns dazu durchgerungen, die Mall und ihre Sehenswürdigkeiten dieses oder zum ersten Mal laufend zu durchqueren. Das hat den Vorteil, dass wenigstens das Gewissen nach dem vortägigen Cheesecake-Intermezzo erleichtert wurde. Vorbei an den Touristen, die sich um die neue Trump-Villa tummelten, bot sich ein hübscher Blick auf die zahlreichen Grünflächen, mit denen D.C. aufwarten kann. Hie und Da schnattern Wildgänse am Wegesrand, immer wieder huschen Eich- oder Streifenhörnchen über die Wiese. Es ist ein nahezu idyllischer Anblick am Rande des großen Touristenaufgebots. Dem galt es aber ebenso zu frönen. Diese Mal mit einem Besuch im Air- und Spacemuseum. Als Teil des gesamten Smithonian-Museumskomplexes ist auch hier der Eintritt gratis. Zu sehen gibt es aller Hand zur Raum- und Luftfahrtgeschichte der USA und als besonderes Trekkie-Highlight das Enterprise-Modell, das im Trailer der Originalserie zu sehen war.

Gesammelte Uber-Anekdoten und die Suche nach Pumuckl

Etwas, das wir im Zuge dieser Reise bereits gelernt haben, ist das Taxi- oder Uber-Fahrer immer spannende Geschichten parat haben und für kurzweilige Unterhaltung sorgen können. Dass die erste Fahrt in Washington noch zu toppen sei, hätten wir nie gewagt zu vermuten. Zu herrlich war doch die These unseres Taxifahrers, die Österreich kurzerhand zur deutschen Kolonie machte. Schon bald sollten wir eines Besseren belehrt werden. Die vielen Kilometer, die wir Dank Morgenlauf und Museumsbesuch an einem Tag in Washington zurückgelegt haben, wollen ausgeglichen werden. So war auch ein passendes Steak-Restaurant für das Abendessen rasch gefunden. Dazu braucht es wohl nicht mehr zu sagen, dass zwei Bier den Rest dazu beigetragen haben und die letzte Nacht in unserem District Hotel (kennt ihr eigentlich The Shining?) mit besonders tiefem Schlaf gesegnet war. Umso überraschter war das Erwachen, als wir mit Gepäck am leeren Parkplatz angekommen sind.

Disctrict Hotel Washington D.C

District Hotel

Vorgefunden haben wir weder Pumuckl noch eine Notiz. Schlussendlich brauchte es nur drei Versuche für die richtige Telefonnummer. Zwei, drei “Could you repeat that, please?” und Buchstabierversuche später wussten wir, dass unser Auto offensichtlich “relocated” wurde, wir es aber “einfach so” wieder von der Straße, etwa 10 Minuten Autofahrt entfernt, mitnehmen könnten. Wer aufmerksam gelesen hat, fragt sich jetzt sicher, wo die ausständige Uber-Anekdote abgeblieben bist. Bingo! Mit Sack und Pack brachte uns ein Italiener namens  Rosso zur Adresse, an der die Karre nun stehen sollte. Dazu gab es ein paar Weisheiten über umgeparkte Autos, die Info über Straßenkehrpläne, die sich wohl mit unserem Parkplatz kreuzten und eine bunte Palette an deutschen Sätzen, die Rosso aus Calabrien Dank seiner Zeit in Zürich noch drauf hatte. Weniger erheiternd waren die rosa Zettel, die an Pumuckl klebten, den wir wie versprochen einfach so mitnehmen durften  (nicht von der genannten Adresse sondern von einem Seitenparkplatz etwa zwei Blocks weiter). Ob wir die 160 USD für das freundliche Stellen eines neuen Parkplatzes nun ins Reisebudget einrechnen müssen, werden wir wohl erst in spätestens 60 Tagen und nach unserer Reklamation wissen. Tatsächlich fehlte auf unserem ursprünglichen Parkplatz eine zusätzliche Hinweistafel. In diesem Sinne heißt es bis dorthin wohl Foxtrott, Uniform, Charly, Kilo! 😉